Die Bertha-von-Suttner-Schule im Spiegel der Presse

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Donnerstag, 29.09.2011

Grüne Inseln ersetzen graues Pflaster

Bildung: An der Bertha-von-Suttner-Schule legen die Jugendlichen bei der Campus-Gestaltung selbst Hand an

Auf dem Hof zwischen dem großen Schulgebäude und der Sporthalle ist ein viereckiges Areal mit einem Bauzaun abgetrennt. Eine Insel soll dort entstehen. Noch ist von der erwartbaren Idylle wenig zu erkennen, die Umrisse des Projekts aber schon. Stein für Stein markieren Resul Senlik, Yannick Schulmeyer, Abdul Lülah und Görkan Cevik den Rand für das Eiland, während Mitschüler rund um die große Platane in der Mitte die Erde mit Schaufeln abtragen. "Hier war alles mit Kopfsteinpflaster bedeckt, das haben wir schon entfernt", sagt Finn Kühner, der sich mit einem Arm auf den Spaten aufstützt und mit dem anderen in Richtung des Containers deutet, in den die Schüler die Steine geschleppt haben.

Steine klopfen statt Basteln: Die Siebtklässler der Bertha-von-Suttner-Schule aus dem
Wahlpflichtkurs Werken von Lehrer Knut Dernhoff sitzen nicht im Klassenraum rum.
Sie gestalten
in Eigeninitiative den tristen Pausenhof neu.
Foto: Timo Jaworr


Während die Siebtklässler auf dem Schulhof mit Werkzeug hantieren, wird im Gebäude gerechnet, gelesen, geschrieben, und experimentiert. Der Baueinsatz ist Teil des Unterrichtsplans an der Bertha-von-Suttner-Schule. "Wir sind vom Wahlpflichtkurs Werken", sagt Selhattin Aslan. "Ich wusste bei der Wahl gar nicht, dass wir hier im Hof arbeiten. Das ist aber viel besser, als Holzbrücken zu bauen", erzählt der Zwölfjährige.

Der Wahlpflichtkurs für die Jahrgangsstufe sieben von Lehrer Knut Dernhoff hat tatsächlich wenig mit herkömmlichem Werken zu tun. Zusammen mit dem Zimmerermeister, der seit anderthalb Jahren an der Suttner-Schule Sport, Geschichte und Arbeitslehre unterrichtet, soll ein Beitrag zum "Campus Bertha" geleistet werden. Statt des grauen Pflasters sollen bald grüne Inseln den Pausenhof prägen, um den nächsten Schritt auf dem Weg zu einem modernen Außenareal zu gehen.

Los ging es mit dem "Campus Bertha" bereits Ende 2009 mit dem Spatenstich für das inzwischen in Betrieb genommene Sportgelände. Bis 2015 soll das Konzept eines größtenteils autofreien und grünen Schulgeländes mit zahlreichen kleinen Treffpunkten für die Kinder und Jugendlichen umgesetzt werden. Bevor der große Umbau startet, muss aber erst einmal das neue Gebäude für knapp 400 Oberstufenschüler auf dem heutigen Lehrerparkplatz errichtet werden. "Das ist 2014 fertig", sagt Rektorin Ute Zeller.

Mit den kleinen Veränderungen, die die Schüler in Eigeninitiative vornehmen können, soll es kontinuierlich weitergehen. Die Insel, die die Siebtklässler seit ein paar Wochen herrichten, ist die erste von dreien. Die nächsten beiden sollen im Frühjahr entstehen. "Außerdem ist geplant, die Betontreppenstufen mit Holz zu verkleiden, damit es Sitzgelegenheiten gibt", erklärt Dernhoff. Die Wahlpflichtkurse für die Stufe sieben sowie die der Klassen neun und zehn sind als kreative Planer gefragt. Dernhoff: "Wir werden Modelle bauen und mit Formen und Materialien experimentieren."

Kümmern mussten sich die Schüler bereits um die Beschaffung des Bauzauns, die Erstellung des Bauplans und die Kostenrechnung. "Der Kurs ist sehr lebensnah. Praxis und Theorie werden verbunden", sagt der Lehrer. Unterstützt wird die Eigeninitiative vom Schulträger. Die Kreisverwaltung hat die Planung der Inseln durch Architekten finanziert. Schließlich leisten die Suttner-Schüler einen Beitrag zum Campus, der sich in den Gesamtkosten positiv niederschlägt. Die Verwaltung der Stadt Mörfelden-Walldorf stellt den Nachwuchs-Landschaftsarchitekten Gerätschaften aus dem Bauhof zur Verfügung.

Überzeugt von dem Projekt ist auch die Schulleiterin: "So müsste Schule immer sein, denn so lernen die Schüler wirklich etwas. Das war leider jahrelang aus dem Alltag verschwunden." Positiv sei, dass sich die Jugendlichen später mit dem Geschaffenen identifizieren könnten. "Das werden sie ihren Mitschülern voller Stolz präsentieren, wenn alles fertig ist", ist sich Zeller sicher.

Bericht: Timo Jaworr

Quelle: Groß-Gerauer Echo vom 29.09.2011
echo-online.de